über Wind und Sturm oder die Verweigerung zu denken
Das erste Mal begegnete mir das Phänomen während der Banklehre. Es war Feierabend und ich wollte gehen, da pfiff mich der Chef zurück: "Sie haben etwas vergessen!" "Was denn?" Fragte ich. "Sie haben ihr Arbeitskörbchen nicht weggeschlossen" antwortete er. "Da liegt nichts drin", erwiderte ich, der Tatsache bewusst, dass Kontodaten der Putzkolonne nicht zugänglich gemacht werden dürfen. "Sie müssen das Körbchen dennoch wegschliessen!" hieß es dann. Und meinen entsetzt fragenden Blick beantwortend: "das steht in der Dienstanweisung!"
Dieser Tage erlebte ich folgendes: Eine Benachrichtigungskarte der Post über ein abzuholendes Einschreiben lag im Briefkasten. Ich legte Benachrichtigungskarte und Personalausweis auf den Tresen der 20 Minuten entfernt liegenden Postfiliale, worauf die Mitarbeiterin das Einschreiben holte und mir aushändigen wollte. Von weitem sah ich schon, dass es sich um ein von mir selbst aufgegebenes Einschreiben handelte, welches offenbar nicht zugestellt werden konnte und deshalb zurückkam. Ich fragte verständnislos und zugegeben etwas ärgerlich, aus welchem Grund der Brief nicht einfach in meinen Briefkasten gelegt wurde. Antwort: "Wir haben mit dem Einschreiben den Auftrag erhalten, vom Empfänger der Sendung eine Unterschrift zu verlangen." "Ich bin aber doch der ABSENDER des Einschreibens. Meine eigene Unterschrift als Empfangsbestätigung nützt mir doch gar nichts." entgegnete ich. "Die Vorschrift ist nunmal, dass bei Einschreiben die Unterschrift des Empfängers erforderlich ist!" Wurde zurückgeraunzt mit einem Gesicht, welches deutlich machte, dass kein Wunsch nach einer weiteren Ergründung des vorliegenden Absender-Empfänger-Verhältnisses besteht.
Sagen wir mal, diese beiden Vorfälle sind gleichzusetzen mit Wind. Mit einer leichten Brise, die als Realsatire gesehen, einen sogar zum Schmunzeln bringen kann...
Wenn aber angesichts bestehender Regeln das Selbst-Denken aussetzt, kann sich das im Extremfall als Sturm ausgeprägen und meines Erachtens gar in einen Genozid münden!
Doch was tun? Ich kann doch nicht der Dame von der Post an den Kopf werfen: "Wegen Leuten, wie Ihnen, konnte Nazideutschland entstehen!"
Ohne Worte
ohneworte am 01. August 13
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